Geocaching mit Hund

    … oder warum man gerne mal 10 km durch den Wald läuft, um eine kleine Filmdose zu finden 😊

 

von Ricarda Scheffler und Manuela Hendel-Müller

 

Eigentlich ist Geocaching mittlerweile schon fast ein bisschen aus der Mode gekommen, zwischenzeitlich wurde dieses Hobby mal von „Pokémon Go“ abgelöst - ausgestorben ist es jedoch nie.


 

Doch worum genau geht es denn beim „Geocachen“?

Geocaching (von engl. to cache = verstecken) ist eine Art moderne Schnitzeljagd mit dem GPS-Gerät, man begibt sich also auf Schatzsuche anhand geographischer Koordinaten, die von anderen Geocachern im Internet veröffentlicht werden. Benötigt wird dazu nicht viel mehr als ein GPS-Empfänger, eigentlich reicht schon ein Smartphone - und das legen die meisten Menschen ja heutzutage sowieso sehr ungern aus der Hand 😉

In entsprechenden Apps mit genauen Landkarten sieht man schnell, wo überall auf der Welt diese kleinen „Schätze“ versteckt sind – ja richtig, Geocaching ist ein globales Hobby. Laut der Datenbank des inzwischen größten Geocache-Verzeichnisses www.geocaching.com existieren heute weltweit über 3 Mio. aktive Geocaches, Deutschland beispielsweise ist das Land, mit den zweitmeisten „Schätzen“.

 
   

 Luna und Winnie wurden fündig! Der Petling liegt gut getarnt im Loch des Steins


Und was genau sucht man da nun?

Irgendjemand versteckt einen festen, wasserdichten Behälter mit einem Logbuch an einem bestimmten Ort und veröffentlicht die Koordinaten im Internet.
Unter Zuhilfenahme eines GPS-fähigen Geräts machen sich jetzt Menschen auf die Suche nach diesem Cache. Bei erfolgreicher Suche trägt sich der Finder in das Logbuch ein und versteckt den Behälter wieder genau wie vorgefunden. Anschließend kann er seinen Fund in der App vermerken.

Der Behälter selbst kann verschiedenste Formen und/oder Größen haben und gut getarnt an seine Umwelt an den unterschiedlichsten Orten versteckt sein. So reicht die Suche von einer einfachen kleinen Filmdose über Frischhaltedosen bis hin zu Munitionskisten, umgebauten Vogelhäusern oder ehemaligen Schaltkästen, in welchen auch Tauschgegenstände Platz finden können. Aus Rücksicht auf die Natur ist ein Vergraben der Dose unerwünscht, ansonsten sind bei der Wahl des Verstecks dem „Owner“ (Person, die den Geocache versteckt) nahezu keine Grenzen gesetzt. Häufig werden bereits vorhandene natürliche Hohlräume wie kleine Felsvorsprünge, hohle Baumstümpfe, Mauerritzen oder wildes Wurzelwerk als Versteckmöglichkeiten genutzt. Der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt und so gilt es manchmal sogar, Bäume zu erklettern, Rätsel- oder Rechenaufgaben zu lösen oder Höhlen zu erkunden – ja, selbst unter Wasser liegen Dosen. Damit andere Geocacher abschätzen können, wie aufwändig die Schatzsuche ist, werden Geocaches sowohl nach dem Schwierigkeitsgrad für Wegstrecke und Gelände (Terrain) bewertet, als auch nach dem Schwierigkeitsgrad der Aufgaben vor Ort (Difficulty). Wichtig ist es, immer einen Stift dabei zu haben, um sich bei einem Fund in das Logbuch eintragen zu können.


Ein Bild, das Entwurf, Clipart, Zeichnung, Design enthält.

Automatisch generierte Beschreibung

 die Symbole der vier häufigsten Geocache-Arten

 

Welche Geocache-Arten gibt es denn eigentlich?

1) „Traditional-Cache": die Koordinaten sind direkt angegeben, man sucht immer eine physische Dose.

2) „Multi-Cache": man gelangt erst über Hinweise an Zwischenstationen zum eigentlichen Cache. Diese Variante ist mit der klassischen Schnitzeljagd am ehesten zu vergleichen. 

3) „Mystery-Cache": hier muss zunächst ein Rätsel gelöst werden, um an die eigentlichen Koordinaten des Verstecks zu kommen. 

4) „Earth-Caches”: sind ausschließlich an besonderen geologischen Orten erlaubt, vor Ort liegt dann kein Behälter, stattdessen müssen Fragen beantwortet oder Aufgaben vor Ort erledigt werden.


   

 

   


   

Beispiele für Behälter und Versteckmöglichkeiten - der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt!


Wie ich das „Dosenjagen“ lieben lernte…

Ich bin 2014 zum ersten Mal in Berührung mit Geocaching gekommen. Damals gab es ein paar ambitionierte Geocacher in meinem engen Freundeskreis und so manches Wochenende verbrachte ich getreu dem Motto „Die Welt ist unser Spielfeld“ draußen in der Natur. Mit einem „Ihr benutzt millionenschwere Technik, um Plastikdosen im Wald zu finden?!“ habe sie damals eher belächelt, so richtig konnte ich da noch keine Begeisterung für dieses Hobby entwickeln. Und obwohl ich mir einen Cachernamen zulegte, mit GPS-Gerät ausgestattet war und sogar meinen ersten „Trackable“ (einen kleineren, online registrierten Gegenstand, der mit Hilfe anderer Geocacher weltweit von Cache zu Cache bewegt wird) auf Reisen schickte… das Hobby Geocaching schlief ein. Viele Jahre suchte ich nicht einen einzigen Cache. Und doch war ich viel in der Natur unterwegs, schließlich wollten Frida, Winnie und Luna doch ausgelastet werden. 

Auf einem unserer üblichen Waldspaziergänge geschah es dann: plötzlich und unverhofft sprang ein Mann aus dem Gebüsch – er sah uns nicht, schaute er ja auch nur auf sein Handy, und erschrak (und wir gleichermaßen). Er schien etwas zu suchen und durch uns verunsichert worden zu sein… schnell stellte sich heraus, dass es ein Geocacher war und ich ja eigentlich kein „Muggel“ (unwissender Mensch, Nicht-Geocacher)… und so suchten wir Fünf gemeinsam erfolgreich nach dem „Schatz“. Ich freute mich, nach so langer Zeit wieder ein Logbuch signieren zu können. Es war ein schönes Gefühl, so als erwacht das Kind einem. Und so beschloss ich, das etwas eingestaubte Hobby wieder aufleben zu lassen.


   

 Luna hat meistens "den richtigen Riecher" - der hohle Baumstamm scheint verdächtig und auch der Pilz sieht komisch aus.


Dosenfund? Nicht ohne Hund!

Mir ist wichtig, dass meine Hunde möglichst vielseitig beschäftigt und ausgelastet werden - nicht nur körperlich, auch kognitiv. Frida, Winnie, Luna und ich machen gerne ausgedehnte Spaziergänge im Wald, im Sommer suchen wir Bäche oder Seen auf, im Herbst begehen wir Wanderwege und machen ein paar Höhenmeter. Auch unsere Heimat, das Ruhrgebiet, ist weitläufig und grün.

Warum also täglich die gleichen, langweiligen Strecken ablaufen, wenn man immer wieder eine neue Umgebung mit neuen Herausforderungen entdecken kann?! Geocaching bietet eine gute Möglichkeit, Abwechslung zur gewohnten Gassirunde zu schaffen. Es führt uns manchmal an besonders schöne Orte, die wir vielleicht ohne dieses Hobby nie besucht hätten. 

Hunde sind hervorragende Spürnasen, wieso also die vierbeinigen Begleiter nicht mitsuchen lassen? Insbesondere Luna erschnüffelt schnell Verstecke, sie hat oft den „richtigen Riecher“. 

Das Geocachen ist für uns auf jeden Fall eine zusätzliche Motivation, viel Zeit draußen in der Natur zu verbringen. Unsere Hunderunden werden gerne um ein paar Kilometer erweitert, schließlich gibt es doch noch sooo viele „Schätze“ zu finden 😉


   

Für Hunde ist Geocaching auch eine schöne Abwechslung und zudem gute Nasenarbeit


Plant man seine Route hundegerecht, angepasst an Alter, Kondition und Fähigkeiten seiner Vierbeiner, so kann man gemeinsam viel Spaß haben. 

Heute kann ich ganz klar behaupten: ich bin im Schatzsuchfieber – und meine vierbeinigen Cacherfreunde auch!

Meine Freundin Manuela kannte Geocaching nicht. Obwohl die globale Schatzsuche schon ab dem Jahr 2000 bekannt wurde, war das Suchen und Finden kleiner Filmdosen für sie gänzlich neu. Es war also an der Zeit, noch jemanden ins „Dosenfieber“ zu bringen… 😉

 

Wir sind ein eingeschweißtes Cacherteam

 

Ein „sch…. Hobby“

Ende August kam Besuch aus Gelsenkirchen in unser verschlafenes Städchen Bernau.
 Da Luna und Winnie etwas Bewegung nach der Fahrt brauchten, gingen Ricarda, mein Mann Branco und ich in den nahegelegenen Wald. Dort angekommen warf Ricarda einen prüfenden Blick auf ihr Smartphone und rief: „Da, da ist ein Geocache, lass uns mal gucken!“ Gesagt - Getan. Oh nein, der Behälter hing im Baum - wie soll man da nur rankommen?? 

„Mit einer Angel.“ hörte ich meine Freundin lachend antworten… einer Angel, soll ich mit einer Angel in den Wald gehen?!
Diese Vorstellung fand ich völlig verrückt.
 Wir hatten keine Angel dabei, also ging es ohne Erfolg weiter. Der nächste Geocache entpuppte sich ebenfalls als ein Angelcache, also ging es weiter und weiter durch den Wald. Bei sommerlich-warmen Temperaturen und versunken in Gespräche verging die Zeit in der Natur wie im Fluge.

Ein weiterer Cache vor Ort sollte in einem Bunker liegen. Ich war schon so oft in diesem Waldgebiet und habe noch nie einen Bunker gesehen. Winnie, Luna und ich warteten auf dem Weg, während Branco und Ricarda sich durch das Unterholz schlugen, um den Bunker - einen echten „Lost Place“ - zu finden.


Cachen in Bernau


Nach einiger Zeit kamen sie kopfschüttelnd wieder, auch hier blieb die Suche erfolglos. „Das ist viel zu gefährlich, da braucht man einen Helm.“ 

Okay. Das Fazit des Tages lautete also: Ab sofort geht man mit Helm und Angel in den Wald!
 Die Hunde und Branco waren ausgelastet und wir freuten uns auf einen schönen Abend in Berlin…

Am Theater des Westens befand sich ebenfalls ein Geocache und trotz zahlreicher „Muggel“ konnte sich diese Dose nicht lange vor uns verstecken. Da war es endlich: unser Erfolgserlebnis, ein Eintrag ins Logbuch. 😊

Am nächsten Tag hat mein Mann die Geocaching-App auf sein Handy geladen. Am Folgetag hatte ich sie auch 😉 … und so nahm dieses verrückte Hobby seinen Lauf. Branco saß wenige Tage später auf der Terrasse und tüftelte an einer Angel. Aber warum lagen die Hürden der Hunde auf der Terrasse? Ganz einfach: sie wurden umgebaut zu einer Angel. Fehlt eigentlich nur noch der Helm🤣


   

die umfunktionierten Agility-Hürden eignen sich nun prima als Angel für Caches hoch oben im Baum


Seitdem sind wir fast täglich unterwegs im Wald, in der Stadt, ganz egal, wo wir sind, wir sind auf Dosenjagd. Uns hat das Fieber gepackt. Es ist so entspannend, wir haben schon viele besondere Orte durch das Geocaching gesehen, es ist ein großartiger Ausgleich zum stressigen Alltag. Aber Achtung: Suchtpotential! Eben einfach ein „sch…. Hobby“ 😊
Wir haben mittlerweile auch schon 6 Geocaches selbst versteckt und finden, es ist ein großartiges Gefühl, wenn Gleichgesinnte diese finden und gut bewerten. Das Hobby verbindet also auch Menschen auf anonyme Weise miteinander.
 Es ist zudem auch eine willkommene Abwechslung, um Wartezeit auf einer Hundeausstellung zu überbrücken. Wir haben im September die Hundeshows in Köln und Rostock besucht und unsere Freunde können ein Lied davon singen, dass Ricarda und ich auf einmal unauffindbar waren, ganz nach dem Motto „Die suchen bestimmt wieder ‘ne Filmdose.“


   

 Gemeinsam mit Manuela ist keine Dose vor uns sicher...


Na, wer entdeckt den Geocache-Behälter?!


Vielleicht haben wir euch nun ein bisschen neugierig auf die Welt der modernen GPS-Schatzsuche gemacht. 

In diesem Sinne: Bis bald im Wald und „happy hunting“!


Weitere Infos auf www.geocaching.com